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Meine Geschichte . . .

 

von Dieter Böhmer (Koch)

Ja, so kurz vor Toresschluss darf die Geschichte von "die Suppe" alias Dieter Böhmer nicht fehlen. Faengt mit der Vorgeschichte bei der "Hapag" bereits an.

Im zarten Alter mit gut "20 Jahren" fasste ich den Entschluss mal zur See zu fahren. Die Vorraussetzungen unseres Berufsstandes ermoeglichten ja Tuer und Tor. 

So bewarb ich mich also nach einigen Stellen im In-und Ausland: Schweiz, Schweden und England (engl.Sprache, unbedingtes Muss, damit man sich in der grossen weiten Welt verstaendigen kann), bei der Hapag. Mit Hintergedanken natuerlich, dass ich dort eine Anstellung auf die beruehmte "Hanseatic" bekam. Leider war das ein Trugschluss. Ich bekam vom Buero in Hamburg eine Nachricht, dass ich doch in die Hansestadt kommen sollte fuer die Seemaennische Tauglichkeit (Untersuchung etc.) um auf einen Dampfer anzuheuern. Am Ballindamm verlief dann alles zur besten Zufriedenheit und mir wurde sofort ein Angebot gemacht, als 2. Koch auf die "M.S. Hamburg" einzusteigen, mit Ziel "Sued-Ostasien". Mir viel der Kinnladen runter, da ich doch so von dem grossen Musikdampfer "HANSEATIC" getraeumt hatte. Und dann die kleine Nussschale, denn die Hamburg hatte nur 9 000 BRT. Oh Gott, oh Gott, was mach ich nun??? Habe mich also letztendlich doch entschieden auf diesem Schiff anzuheuern (als Entremetier-Gemuese-und Kartoffelschuster,sowie Suppen). Denn im Hinterkopp war die Illusion: erst mal ankommen, dann wird das ja vielleicht spaeter mal was mit dem grossen Ozeanriesen. Im nachhinein hatte ich dann sogar das grosse Los gezogen, was ich zu dem Zeitpunkt garnicht wissen konnte. Alle Kollegen von der weissen Zunft wollten mal diese Route mit einem Kombischiff fahren und hatten kein Glueck, da die Besatzung staendig drauf blieb und nicht freiwillig abmusterte. Warum, das erfuhr ich dann spaeter. Ein schlechtes Ohmen war dann noch, als die "Hamburg" noch am Kaiser-Willhelms-Dock lag, habe ich in der City den Film angeschaut: der Untergang der Titanik. Okay, mitgehangen, mitgefangen. Die Reise ging los und prompt war ich zweimal sowas von Seekrank (in der Biscaja 50 meter ueber, 50 meter unter dem Meeresspiegel und einen Taifunauslaeufer vor Manila). Das hat gereicht, nie wieder hab' ich mir geschworen und hab' dann auch abgemustert. Uebrigens war mein Kuechenchef "Willi Behrens" Er war sehr traurig, das ich fort ging. Meinerseits auch wieder mit Hintergedanken. Es war 1966 und ich hatte schon einen Bescheid in der Tasche, dass ich auf die "Kungsholm" von der Svenska-Amerika-Linien fahren konnte, die neu in Dienst gestellt wurde. Die Seekrankheit hatte ich laengst vergessen und hatte auch nie wieder was damit zu tun. Tragisches Ereignis fuer mich und alle Welt, zumindestens was alle Deutschen betraf: Ich kam mit der Kungsholm nach New York und habe miterlebt wie die Hanseatic in Flammen stand. Um meinen Horizont, nicht nur auf See zu erweitern, war ich dann auch noch beim Hollaender 1968 auf der "S.S.Staatendamm" auf deren Planken, uebrigens auch als Potagier (Suppenkoch).

Das also die Vorgeschichte.

Laengst hatte ich mitbekommen dass aus der HAPAG die "D A L" mit "ABC" aufsehen erregt haben. Zwischendurch habe ich immer mal wieder an Land meinen Beruf ausgeuebt und abgewartet, was sich da tat mit der Deutschen Passagierschiffahrt. Und dann der Hammer. Nach der Indienststellung der neuen Hanseatic ex Shalom entstand am Kreuzfahrerhimmel die "T.S. HAMBURG" .Mit der Hamburg angefangen und mit der Hamburg aufhoeren, das war doch was. Flug's in Hamburg beworben und die Geschichte nahm dann seinen Lauf, den viele ja bereits kennen. Anfang 1969 kam ich dann an Bord unserer geliebten, schoenen, weissen Lady "T.S.HAMBURG"
Machte die Dockzeit mit und am 30.Maerz 1969 ging es zur ersten Jungfernfahrt nach West-Afrika und Suedamerika. Mein Karriere begann dann damit als "Suppe" und Claus Claussen wurde mir zur Seite gestellt. Wir wurden zu einem unzertrennlichem Taem. Zur grossen Freude gab es ein Wiedersehen mit Willi Behrens, der dann spaeter als welterprobter Fachmann die Leitung der Kueche von "Richard Becker" uebernahm. Ein Highlight war die Orkannacht auf der Fahrt nach Port Everglades. Ich wurde auch als rasender Reporter getitelt, da meine Leidenschaft das fotografieren ist und alles im Bild festgehalten habe (Diavortraege). Jedenfalls polterte alles was nicht niet und nagelfest war auf dem Schiff durcheiander. Ich mit der Kamera unterwegs, um alles festzuhalten. King Richard fasste sich an den Kopf und schrie mich an: man oh man: die Suppenkloesschen rollen durch die Gegend und der rennt mit der Kamera rum!!!! 

Trotzdem habe ich nach gut 1 1/2 Jahren dann schweren Herzens abgemustert, um mich auf dem Festland neuen Aufgaben zu stellen. Habe aber niemals den Kontakt zur weissen Lady verloren, auch nicht als sie als "Maxim Gorki" unterwegs war. Viele der Kollegen waren sogar der Meinung: der Böhmer liebt so sehr das Schiff, eines Tages kommt der bestimmt wieder. Mein Wirken im In- Ausland und auf allen Weltmeeren haben mir sehr geholfen Fach-und Menschenkenntnisse zu sammeln und eine eigene Philosophie in meinem Beruf zu entwickeln. Eine Anstellung beim Landschaftverband Westfalen-Lippe als Kuechenmeister-leiter mit Diplom als diaetaetischer Koch fuer gut 24 Jahre bestaetigen das.

In meiner knapp 5 jaehrigen Seefahrt habe ich 2 Jungfernfahrten erlebt (Kungsholm und Hamburg) und moechte diese Zeit nie missen. 

In diesem Sinne gruesse ich alle die mich kennen mit unserem inzwischen bekannten Schlachtruf, den ich 1985 mit dem Club ehemaliger Koeche des T.S.Hamburg auf der Karibik-Kreuzfahrt aus der Taufe gehoben habe mit einem " 3 fachen T.S. HAMBURG"

Dieter Böhmer

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aktualisiert am: 11.12.18

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